Die Geschichte der Menstruationsprodukte: Von antiken Lösungen bis zur modernen Periodenunterwäsche
Heutzutage gibt es für Frauen, die ihre Periode haben, so gut wie keine Einschränkungen im Alltag. Dies liegt zu einem großen Teil daran, dass es viele effektive Hygieneprodukte und andere Hilfsmittel gibt, die diese speziellen Tage im Monat erleichtern.
Aber was haben unsere Vorfahrinnen eigentlich gemacht, wenn sie ihre Menstruation hatten? Schließlich ließen die hygienischen Bedingungen damals noch sehr zu wünschen übrig und man konnte auch nicht mal einfach so in den Laden spazieren und sich Periodenprodukte kaufen.
Mit diesem Artikel möchten wir dir einen kleinen Überblick über die Geschichte der Menstruationsprodukte liefern.
Kreative Lösungen zum Umgang mit der Menstruation in der Antike
In der Antike mussten Frauen, angesichts mangelnder Alternativen, ganz schön kreativ werden, wenn sie ihre Periode hatten. Laut historischen Aufzeichnungen haben sie damals oft auf natürliche Materialien zurückgegriffen, die eben gerade für sie verfügbar waren. Was verfügbar war, hing stark von der geografischen Lage und den entsprechenden Ressourcen ab.
In Ägypten verwendeten Frauen zum Beispiel weiche Papyrusrollen, die sie als Einlagen benutzten. In Griechenland und Rom hingegen sollen Frauen Wollstücke genutzt haben, die sie als Tampon in die Vagina einführten. Einige Berichte deuten auch darauf hin, dass römische Frauen Schwämme benutzten, die in Essig getränkt wurden. Auf diese Weise wollten sie sie desinfizieren und wiederverwendbar machen.
In vielen anderen Kulturen nutzten Frauen Materialien wie Gras, Moos, Leinen oder Tierhaut. In Nordamerika beispielsweise setzen Frauen einiger indigener Völker auf Moos oder weiches Leder, um Flüssigkeiten zu absorbieren.
Periode als Tabu im Mittelalter
Im europäischen Mittelalter war die Menstruation weitgehend ein Tabuthema, und demnach gibt es nur wenige Aufzeichnungen über die Menstruationshygiene in dieser Zeit. Viele Historiker vermuten, dass Frauen einfache Stoffstücke oder Lappen nutzten, die sie anschließend wuschen und wiederverwendeten. Die Stoffstücke wurden oft heimlich gereinigt und auch versteckt, da die Menstruation weithin als etwas Unreines galt.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Frauen während dieser Zeit oft gar keine speziellen Menstruationsprodukte verwendeten, sondern stattdessen dicke Kleidung oder mehrere Schichten Stoff trugen, um das Blut aufzufangen. Wasser und Waschmöglichkeiten waren damals auch nur sehr begrenzt verfügbar, was die Hygiene besonders kompliziert machte. Die mit der Regelblutung verbundene Scham machte das Ganze natürlich auch nicht besser.
19. und frühes 20. Jahrhundert: Die Geburtsstunde moderner Menstruationsprodukte
Mit dem Aufkommen der Industrialisierung und der Einführung neuer Materialien begann auch die Entwicklung moderner Menstruationsprodukte. Im späten 19. Jahrhundert kamen die ersten kommerziellen Binden auf den Markt. Diese wurden aus Baumwolle hergestellt und boten eine bessere Saugfähigkeit als die zuvor verwendeten Stoffstücke.
Die wohl bedeutendste Innovation in der Geschichte der Menstruationsprodukte war die Erfindung der Einwegbinde. 1888 brachte die Firma Southall’s in Großbritannien das erste patentierte Einwegprodukt auf den Markt. In den USA entwickelte Johnson & Johnson 1896 ihre „Lister’s Towels“ – die erste kommerziell produzierte Einwegbinde in Nordamerika.
Tampons, wie wir sie heute kennen, wurden in den 1930er Jahren populär, als Dr. Earle Haas den modernen Tampon mit einem Applikator erfand und ihn patentieren ließ. 1936 wurde das Produkt unter dem Markennamen „Tampax“ eingeführt und revolutionierte die Menstruationshygiene für viele Frauen. Es bot eine diskrete und hygienische Möglichkeit, die Menstruation zu bewältigen und gleichzeitig körperlich aktiv zu bleiben.
Die 1960er bis 1980er Jahre: Noch mehr Möglichkeiten und neue Materialien
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es weitere bedeutende Fortschritte bei Menstruationsprodukten. Frauen bekamen noch mehr Wahlmöglichkeiten und Komfort. In den 1960er Jahren wurden die ersten Binden mit Klebestreifen eingeführt, die das mühsame Befestigen mit Gurten und Bändern überflüssig machten. Diese Binden revolutionierten den Markt, da sie einfacher zu handhaben und bequemer zu tragen waren.
In den 1970er Jahren wurden superabsorbierende Polymere in Tampons und Binden eingesetzt, die die Saugfähigkeit erheblich verbesserten. Die Produkte wurden noch kompakter und boten besseren Schutz.
Allerdings gab es auch Rückschläge: In den 1980er Jahren kam es vermehrt zu Fällen des toxischen Schocksyndroms (TSS), die mit der Verwendung der superabsorbierenden Tampons in Verbindung gebracht wurden. Dies führte dazu, dass viele Frauen skeptisch gegenüber Tampons wurden und sich wieder vermehrt für Binden entschieden.
Nachhaltigkeit und Innovation in der heutigen Zeit
In den letzten Jahrzehnten haben sich Menstruationsprodukte immer weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der modernen Frau angepasst. Neben Komfort und Diskretion haben sich heute noch zwei weitere große Trends herauskristallisiert: Nachhaltigkeit und Wiederverwendbarkeit.
Basierend auf diesen Trends wurden in den letzten Jahren vermehrt wiederverwendbare Hygieneprodukte wie Periodenunterwäsche und Menstruationstassen bzw. -discs auf den Markt gebracht. Die zunehmende Popularität nachhaltiger Menstruationsprodukte spiegelt auch ein wachsendes Bewusstsein für die Umweltauswirkungen von Einwegprodukten wider. Allein in Deutschland werden jedes Jahr etwa 10 Milliarden Tampons und Binden weggeworfen. Wiederverwendbare Produkte wie Menstruationstassen und Periodenunterwäsche tragen dazu bei, diesen Abfall zu reduzieren.
Die Periode im kulturellen Wandel
Parallel zur Evolution von Menstruationsprodukten hat sich auch der gesellschaftliche Umgang mit der Menstruation verändert. Während die Menstruation in der Antike und im Mittelalter oft mit Scham belegt war und weitestgehend ein Tabu darstellte, können wir heute ganz offen darüber sprechen und sind so gut aufgeklärt wie nie zuvor. Heute gibt es sogenannte Menstruationsakivistinnen, die mehr Offenheit im Umgang mit der Periode, bessere Aufklärung und den Zugang zu erschwinglichen Menstruationsprodukten für alle Frauen fordern.
Wirft man einen Blick auf die Vergangenheit, sieht man definitiv, dass wir zumindest in den Industrieländern im Hinblick auf den Umgang mit der Menstruation schon ein gutes Stück vorangekommen sind. Das gilt aber noch lange nicht überall. Sogenannte Menstruationsakivistinnen und -aktivisten fordern mehr Offenheit im Umgang mit der Periode, bessere Aufklärung und den Zugang zu erschwinglichen Menstruationsprodukten für alle Frauen. Die Perioden-Revolution ist also noch lange nicht abgeschlossen, sondern noch voll im Gange.