Viele Frauen glauben, dass sich die Zyklen von Freundinnen, Mitbewohnerinnen oder Arbeitskolleginnen, die viel Zeit miteinander verbringen, mit der Zeit angleichen. Aber handelt es sich dabei wirklich um ein wissenschaftlich belegtes Phänomen oder ist es nur ein Mythos, der auf Zufall und selektiver Wahrnehmung beruht?

 

Wir beleuchten die Hintergründe der Periodesynchronisation und was die Wissenschaft dazu zu sagen hat.

 

Der Ursprung des Konzepts: Die McClintock-Studie

Der Glaube an die Periodensynchronisation geht vor allem auf eine Studie aus dem Jahr 1971 zurück, die von der damaligen amerikanischen Psychologie-Studentin Martha McClintock veröffentlicht wurde. Sie machte nämlich in ihrem Wohnheim die Beobachtung, dass sich die Monatszyklen mancher Mitbewohnerinnen mit der Zeit angeglichen hatten und wollte diesem Phänomen auf den Grund gehen.

 

In ihrer Studie untersuchte McClintock das Menstruationsverhalten von 130 Frauen, die zusammen in einem Studentenwohnheim lebten. Sie fand dabei heraus, dass Frauen, die enge soziale Beziehungen hatten, im Laufe der Zeit ähnliche Menstruationszyklen entwickelten und es kam zur Popularisierung des Begriffs der „Periodensynchronisation“ oder „Menstrual Synchrony“.

 

In einer zweiten Studie in den 1990er Jahren wollte McClintock nun herausfinden, wodurch diese sogenannte Perioden-Synchronisation zustande kommen könnte. Ihre Hypothese war, dass Pheromone hinter dem Ganzen stecken. Für die Studie mussten deshalb 29 Teilnehmerinnen Wattepads unter den Achseln tragen. Anschließend wurde der Schweißextrakt in Alkohol aus den Pads gelöst und den anderen Teilnehmerinnen unter die Nase gestrichen.

 

Außerdem überprüften McClintock und ihr Team anhand von Urin- und Blutwerten, in welcher Zyklusphase sich die Frauen befanden.

 

Auch nach dieser Studie sah die angehende Psychologin ihre Annahme bestätigt, denn das Ergebnis war, dass Frauen, die den Achselextrakt von vor dem Eisprung unter der Nase hatten, einen kürzeren Zyklus hatten als solche, die den Extrakt von nach dem Eisprung unter die Nase gestrichen bekamen.

 

Umstrittenheit der Clintock-Studie

Die Studien von Martha McClintock sind zwar relativ bekannt, aber dennoch sind sie mit Vorsicht zu betrachten. Zum einen ist eine Studie mit 29 Teilnehmerinnen recht klein und nicht besonders repräsentativ und zum anderen kamen einige Forschende in nachfolgenden Studien zu anderen Ergebnissen.

 

Eine der bekanntesten Studien, die McClintocks Ergebnisse in Zweifel zog, wurde 1992 von H. Weller und L. Weller veröffentlicht. Sie untersuchten die Menstruationszyklen von Frauen, die in einem Kibbuz, einer gemeinschaftlichen Siedlung in Israel, lebten. Die Ergebnisse zeigten, dass es keine signifikante Synchronisation der Zyklen gab. Sie argumentierten, dass die von McClintock beobachtete Synchronisation eher auf statistische Zufälligkeiten und Fehlinterpretationen zurückzuführen sei.

 

In einer weiteren groß angelegten Studie aus dem Jahr 2006, die in der Fachzeitschrift „Human Nature” veröffentlicht wurde, fanden die Forschenden ebenfalls keinen Hinweis auf eine signifikante Periodensynchronisation. Die Versuchspersonen waren 186 chinesische Frauen, die paarweise zusammenlebten. Bei der Auswertung kamen die Forscher zum Schluss, dass sich die Zyklen der Frauen im Laufe der Zeit sogar oft voneinander entfernten, anstatt sich anzugleichen.

 

Zufall statt Synchronisation

Viele Wissenschaftler gehen derzeit eher davon aus, dass es sich bei der Periodensynchronisation lediglich um Zufall handelt. Menstruationszyklen sind im Durchschnitt zwischen 21 und 35 Tage lang. Demnach wäre es nicht weiter verwunderlich, dass die Periode von Frauen ab und an zur gleichen Zeit beginnt, besonders dann, wenn sie ähnliche Zykluslängen haben. Da die Zykluslängen bei den meisten Frauen allerdings geringfügig variieren, kann die Synchronisation auch schnell wieder aufgehoben werden.

 

Auch die selektive Wahrnehmung spielt beim Phänomen der Periodensynchronisation eine Rolle. Es ist nämlich so, dass Frauen sich eher an die Zyklen erinnern, in denen ihre Periode zeitgleich mit der ihrer Freundin oder Mitbewohnerin stattfand. So kann schnell der Eindruck erweckt werden, dass die Zyklen regelmäßig synchron sind, obwohl dies gar nicht der Fall ist.

 

Fazit: Ein Mythos oder doch Realität?

Viele Frauen sind von der Periodensynchronisation überzeugt, aber überzeugende wissenschaftliche Beweise gibt es dafür nicht. Während die McClintock-Studie das Phänomen populär gemacht hat, gab es keine weiteren Studien, die die aufgestellten Behauptungen belegen konnten. Auch der Einfluss von Pheromonen auf den menschlichen Menstruationszyklus ist bisher nicht ausreichend erforscht.

 

Insgesamt scheint es so, als wäre die Periodensynchronisation eher ein Mythos, der tief in der kulturellen Wahrnehmung verankert ist, aber kein biologisches Phänomen.

November 11, 2024 — Dais Info